Der Mensch: Der Knochenbau des Menschen

Auslegung nach Friedrich

In der Auslegung von Ferdinand Friedrich von 1841 [1] wird als Beleg der bildhaften Beschreibung der menschlichen Elemente Leib, Seele und Geist durch die Gliederung des Zeltes der Begegnung in Vorhof, Heiligtum und Allerheiligstes auch die detaillierte Beschreibung des Knochenbaus betrachtet. Da der Knochenbau ein Teil des Leibes ist, halte ich es für wichtig, die Analyse der bildhaften Beschreibung dieses Knochenbaus von der Analyse der Beschreibung der menschlichen Elemente (Leib, Seele und Geist) zu trennen. Trotzdem können sehr viele Betrachtungen und auch einige der Grafiken von der o.g. Auslegung übernommen werden. Die folgende Grafik zeigt auf, wie sich der Vergleich des menschlichen Knochenbaus mit der Struktur des Zeltes der Begegnung nahegelegt hat:

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Das Skelett des Menschen (Screenshot aus der Software Skeleton) maßstabsgerecht im Zelt der Begegnung angeordnet als Darstellung dessen Abbildung des Knochenbaus analog zur Darstellung in Friedrich [1]

In der folgenden Betrachtung liegt der Fokus auf dem Knochenbau. Deswegen werden die Decken und Vorhänge in diesem Abschnitt nicht berücksichtigt.

Aufbau von Außen nach Innen

Für einen detaillierte Vergleich bietet sich als Ablauf der Weg der Priester an.

Demensprechend werden zuerst der Vorhof mit den Pfosten der Umrandung, der Brandopferaltar und das Waschbecken betrachtet. Im Folgenden geht der Blick auf die Wohnung, speziell das Heiligtum mit seinen vergoldeten Bohlen, dem siebenarmigen Leuchter und dem Schaubrottisch.

Abschließend geht der Blick ins Allerheiligste mit der Bundeslade.

Pfosten der Umgrenzung des Zeltes – Gebein Arme und Beine

Die Umrandung des Zeltes der Begegnung erfolgt durch eine Reihe von Pfosten, die mit einem Byssus-Stoff verspannt sind.

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Darstellung der Knochen der menschlichen Gliedmaßen Friedrich [1]

Tabellarische Darstellung der Knochenelemente der menschlichen Gliedmaßen analog der Beschriftung in linker Grafik

Die gesamte Umrandung des Zeltes umfasst – bei Berücksichtigung der Pfosten als Träger des Vorhanges am Eingang – 60 Säulen. Die Medizin betrachtet jeden Einzelknochen der Hand als separaten Knochen. Wenn die Finger nur in Mittel-Handbeine und vorderer Finger sowie die Zehen in Mittelfußbeine und Zehen getrennt werden, bleiben mit den Hand- und Fußwurzeln jeweils 12 Knochen.

Zählen wir die Knochen der Arme, Beine, Schultern, Händen und Füßen zusammen, erhalten wir 60 Knochen analog der 60 Säulen/Pfosten.

Jeder Pfosten der Zeltumrandung ist im Kern aus Akazienholz. Das Akazienholz ist ein Wüstenholz, es ist analog dem Volk Israel bei seiner 40-jährigen Wüstenwanderung durch das Gericht gegangen. Die Pfosten haben ferner einen metallischen Fuß aus Kupfer [2] und einen Ring und ein Verbindungselement aus Silber. Auch hier ist eine Analogie zu dem Aufbau der Knochen mit den die Umgebung anbindenden Sehnen (kupferne Füße) und Nerven (silberne Verbindungselemente) abgebildet. 

Der „Brandopferaltar“ (wörtlich gemäß den Silben Altar für das Hinaufweihungsopfer) ist wiederum auch aus Akazienholz gefertigt, aber mit Kupfer ummantelt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine derartige Materialkombination einen sehr guten Brandschutz darstellt. An diesem Opferaltar im Vorhof durften die Männer hinzutreten, wenn der Priester das entsprechende Brandopfer stellvertretend für sie durchgeführt hat. Die Frauen hatten keinen Zugang in den Vorhof des Zeltes der Begegnung, erst beim von Herodes erweiterten Tempel in Jerusalem gab es einen separaten Frauen-Vorhof, wo auch diese Zugang hatten.

Das Waschbecken des Zeltes wird wiederum auf Kupfer gefertigt ebenso wie dessen Gestell. Hier sollten die Priester sich waschen (Hände und Füße), bevor sie durch den Vorhang in das Heiligtum eintreten.

Die Auslegung nach Friedrich [1] ordnet sowohl den Brandopferaltar als auch das Waschbecken dem menschlichen Becken zu. Beide sind mehrteilig wie auch das menschliche Becken. In Unterscheidung der jeweils unterschiedlichen Anatomie entspricht in diesem Bild der Brandopferaltar dem männlichen Becken und das Waschbecken dem weiblichen Becken.

Heiligtum mit Leuchter und Schaubrottisch und Räucheraltar

Das Heiligtum ist wiederum von Pfosten umgeben und mit Decken abgedeckt. Dieser geschlossene Raum wird in der Schrift auch als Wohnung bezeichnet. Jeder der Pfosten ist rechteckig, aus Akazienholz und mit Gold ummantelt. Das entsprechende Äquivalent beim Körper ist der Korpus mit den Rippen als randgebenden Elementen. Auch hier stimmen die Anzahl der Pfosten und die Anzahl der Rippen überein

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Quelle: Friedrich [1] und eigene Darstellung

Die 2 x 12 Rippen entsprechen in der Gegenüberstellung den 2 x 12 Bohlen des Heiligtums und die 5 Lendenwirbel genau den 5 Eingangs-Säulen des Heiligtums. Hinzu kommen noch 12 Brustwirbel, die je fünf „Zapfen“ zur Stabilisierung der Wirbelsäule haben.

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Zwei Sichten eines Brustwirbels (Quelle: Screenshot von Ansichten der Software Skeleton)

2Mos 26:26 Und du sollst Querhölzer aus Akazienholz verfertigen, fünf für die Bretter der einen Seite der Wohnung

Diese Querhölzer oder Riegel bilden quasi das Rückgrat des Zeltes der Begegnung und haben so sogar eine vergleichbare Funktion den Brustwirbeln.

Betrachten wir nun die Gerätschaften im Heiligtum:

Leuchter

  • Luther : Erkenntnis und Verstand als Teil der Seele
  • Friedrich : 7-fache Wirkung des Geistes
    → nicht 7-facher Geist, der ist im Heiligtum (7 Augen nach Sach 3,9;4,2.10)
  • Offb (EH) 1:4 Johannes den sieben Versammlungen, die in der Provinz Asia sind: Gnade euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,
  • Offb (EH) 5:6 Und ich nahm inmitten des Thrones und der vier Lebewesen und inmitten der Ältesten ein Lämmlein wahr, stehend wie geschlachtet, das sieben Hörner und sieben Augen hatte, welche die sieben Geister des Gottes sind, ausgesandt hinein in die ganze Erde.
  • 7 als Zahl des Bundes Gottes mit diesem Kosmos (7 Schöpfungstage, 7 Farben des Regenbogens )
    → wir sehen hier andere Dimension des Typos des Zeltes der Begegnung
  • Interessanterweise hat der Leuchter 22 Verzierungen analog den 22 Buchstaben
    → Bild auf das Wort, den Logos in dieser Schöpfung

Schaubrottisch

  • Der Schaubrottisch ist aus vergoldetem Akazienholz
  • 12 Brote à Israels Gott-gegebene Struktur
  • Joh 6:48 48 Ich, ich bin das Brot des Lebens.
  • Joh 6:35 Jesus sagte zu ihnen: Ich, ich bin das Brot des Lebens. Der, der zu mir kommt, würde keinesfalls hungern, und der, der han mich glaubt, wird keinesfalls jemals dürsten.
  • Der Schaubrottisch wird immer zusammen mit den Hilfsmitteln genannt
    → er symbolisiert das Speiseopfer
    → er stellt das Werkzeug für das seelische Bedürfnis der Befriedigung dar (Brot gegen Hunger, Wein oder Wasser gegen Durst)

Räucheraltar

Die Position des Räucheraltars ist über die Zeit der Heilsgeschichte nicht konstant, sondern wird der Weiterentwicklung entsprechend aktualisiert.

  • 2.Mos 25-27 (Plan des Zeltes) keine Erwähnung
    Das Heiligtum und das Allerheiligste werden von der Schrift als Wohnung bezeichnet. Das Zelt mit der Bundeslade ist darauf ausgelegt, dass der Herr das Volk konstant auf dem Weg ins versprochene und erwählte Land Israel begleitet und das Allerheiligste bewohnt. So wäre nach meinem Verständnis denkbar, dass die Priester direkt mit dem Herrn sprechen und ihn anbeten konnten, auch wenn sie nicht vermögens waren, das Angesicht des Herrn zu sehen.
  • 2.Mos 36-38 (Bau des Zeltes) im Heiligtum
    Nach der Opferung des goldenen Kalbs und der darauf folgenden notwendigen Reinigung des Volkes durch das Trankopfer der gemahlenen verbrannten Kalbsstatue war die Wohnung (Heiligtum und Allerheiligstes des Zeltes) nicht mehr konstant von der Herrlichkeit des Herrn bewohnt. Der Räucheraltar wurde installiert und ermöglicht es den Priestern, Gebete zum Herrn zu senden.
  • Räucherfass in Heb 9,4 im Allerheiligsten
    Die Beschreibung des Zeltes in Hebräer 9 ist ohne genaue Zeitangabe, aber mit Blich darauf, dass Christus der wahre Hohepriester ist. So lange, bis er sein vollständiges Opfer erbracht hat, bleibt der irdische jeweilige Hohepriester die einzige direkte Kommunikation zum Herrn.
  • 1.Chr. 28,11-14 (Plan an Salomo) Erwähnung ohne Ortsnennung
    Salomo erhält den Plan zum Zelt von seinem Vater David, der ihn vom Herrn gezeigt bekommen hat. David hatte eine direkte und persönliche Beziehung zum Herrn. Es ist denkbar, dass an dieser Stelle deswegen keine Position des Räucheraltars genannt wird.
  • 1.Kön 6+7 (Tempelbau Salomo‘s) keine Erwähnung
    Die Beschreibung des Baus des Tempels enthält die Aussage des Herrn an Salomo, dass er (der Herr selber) in diesem Haus wohnen möchte, solange Salomo in den Ordnungen und Rechtsbestimmungen des Herrn lebt. Dem entsprechend ist in 1Kön 8:11 (s.a. 2.Chr. 5:13) die Herrlichkeit des Herrn in den Tempel eingezogen.
  • 2.Chr. 26,16-19 (Ussija will räuchern) im Heiligtum
    Als Ergebnis der Sünden des Volkes [3]und der israelischen Könige [4] ist die Herrlichkeit des Herrn wieder aus dem Tempel ausgezogen. Damit hat es wieder Bedarf für den Einsatz des Räucheraltares. Da alle Gerätschaften des Zeltes unter Salomo in den Tempel gebracht wurden, sollte auch der Räucheraltar dort sein. Als König Ussija eigenmächtig im Heiligtum Räucheropfer bringen wollte [5] (was Aufgabe der Priester war und ist), wurde er vom Herrn mit Ausschlag gestraft.
  • Offb (EH) 5 + 8 (goldener Altar !) vor dem Thron

Die Beschreibung der Tempelvorgänge im sogenannten Tag des Herrn zeigen den Räucheraltar vor dem Thron Gottes. Dieser Tag des Herrn beginnt wie alle in der Schrift beschriebenen Tage am Abend (im Gegensatz zu dem seltsamen Beginn mitten in der Nacht in unserer Gesellschaft) mit Sonnenuntergang und geht nach der Nacht in den lichten Tag unter der Sonne über. Auch diese Abfolge zeigt eine heilsgeschichtliche Prophetie. So wie der Rauch ein Transportmedium für die Gebete zum Herrn ist, ist es aber auch das Transportgefäß für sein Gerichtsfeuer:

Off (EH) 8:4.5 4 Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott hinauf. 5 Und der Engel nahm das Weihrauchgefäß und füllte es aus dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es wurden Donner und Stimmen und Blitze und ein Erdbeben.

Brustbein2
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Brustbein (Quelle: Wikipedia, con: Henry Vandyke Carter und ein weiterer Urheber – Henry Gray (1918) Anatomy of the Human Body Bartleby.com: Gray’s Anatomy, Tafel 116, erstellt vor 1858)

Vertikale Stapelung der Darstellungen der Gerätschaften des Heiligtumes, Darstellungen aus [1]

Alle drei Gerätschaften (Leuchter, Schaubrottisch und Räucheraltar) bilden eine Einigkeit und werden als die Gerätschaften bezeichnet.

Eine bildhafte Übereinstimmung im Knochenbau des Menschen haben wir beim sogenannten Brustbein. Dieses besteht aus drei Elementen, die mit etwas Phantasie sogar eine Ähnlichkeit mit den Bildern der drei Gerätschaften aufweisen.

Allerheiligstes mit Lade

Die entsprechenden Pfosten, die das Allerheiligste ummanteln entsprechen den Knochen der Halswirbelsäule und denen des Kopfes. Der Übergang zu dem Heiligtum wird durch die Schulterknochen und die Schlüsselbeine dargestellt, während die oberen Halswirbel die ersten Pfosten des Allerheiligsten repräsentieren.

Die Bundeslade wiederum hat eine auffallende Ähnlichkeit mit dem zentralen Knochen, der das Rückgrat mit dem Kopf verbindet, dem sogenannten Keilbein.

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Innenrelief des Keilbeins eines Menschen mit deutscher Beschriftung einiger weniger Strukturen ( Markus Lensing – Selbst erstellte Grafik (Ursprungsbild aus Wikipedia/Keilbein) (Quelle wikipedia CC BY-SA 3.0 –Lizenz)

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Gehirnknochen mit markiertem Keilbein (Quelle: Screenshot von Ansichten der Software Skeleton)

 

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Fotografie der Replik der Bundeslade  im Timna-Park Israel (eigene Aufnahme)

Anzahl der Knochen

Die Anzahl der Knochen entspricht unter den oben beschriebenen Annahmen über die Art der Zählung genau der Anzahl der Knochen des Menschen. Die folgende Grafik fasst nochmal alle beschriebenen Zuordnungen zusammen und ordnet sie farblich die Knochen den entsprechenden Bauelementes des Zeltes zu.

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Darstellung der Wohnung, des Heiligtumes und des Allerheiligsten des Zeltes der Begegnung mit farblicher Zuordnung der entsprechenden Knochen des menschlichen Skelettes.

Quellen:

[1] Symbolik der Mosaischen Stiftshütte, Eine Verteidigung Dr. Luthers gegen Dr. Bähr, Ferdinand Friedrich, Verlag Otto Wigand, Leipzig 1841

[2] Das hebräische Wort für Kupfer ( נְחֹשֶת  NöChoSchaT) enthält das Wort NeChaSch, welches Schlange bedeutet oder anders vokalisiert NaChaSch, was Wahrsager bedeutet, weil in der Zeit der Ägypter die Wahrsager versucht haben, aus der Beobachtung von Schlangen die Zukunft vorherzusehen. Gott kann diese belasteten Elemente nach dem Schmelzen (=Gericht und Neuordnung) für seine Dienste einsetzen.

[3] 1Kön 8:11  und die Priester vermochten wegen der Wolke nicht dazustehen, um den Dienst zu verrichten; denn die Herrlichkeit Jehovas erfüllte das Haus Jehovas.

[4] 2Chr 5:13.14 13 es geschah, als die Trompeter und die Sänger wie ein Mann waren, um eine Stimme ertönen zu lassen, Jehova zu loben und zu preisen, und als sie die Stimme erhoben mit Trompeten und mit Zimbeln und mit Musikinstrumenten und mit dem Lobe Jehovas, weil er gütig ist, weil seine Güte ewiglich währt: da wurde das Haus, das Haus Jehovas, mit einer Wolke erfüllt. 14 Und die Priester vermochten wegen der Wolke nicht dazustehen, um den Dienst zu verrichten; denn die Herrlichkeit Jehovas erfüllte das Haus Gottes.

[5] 2Chr 26:19 Aber Ussija wurde zornig; und er hatte in seiner Hand ein Räucherfaß zum Räuchern; und als er über die Priester erzürnte, da brach der Aussatz aus an seiner Stirn, angesichts der Priester im Hause Jehovas neben dem Räucheraltar.