Das Opfer: Bezeichnungen und Typen
Der Opferbegriff
Umgangssprachlich ist das Opfer mit mehreren Aspekten verbunden:
a) Etwas aufgeben müssen, was man unter normalen Umständen nicht tun würde
b) Die Opfergabe, die wir v.a. mit Naturvölkern in Verbindung bringen
c) Jemand, der einen Schaden erlitten hat
Beide Bezeichnungen sind nicht positiv konnotiert.
Die biblische Bezeichnung ist deutlich mehr an dem Ziel der Opfer orientiert, dem Weg zu Gott.
Das ist u.a. daran erkennbar, dass es zwei separate Begriffe im Hebräischen und auch im Griechischen für den Opfervorgang (Schlachtung, Schächtung eines Opfertieres oder Teilung einer Opfergabe) und der Darbringung dieses Opfers als Teil der Gesamthandlung und Annäherung an Gott.
Diese Trennung wird dann auch in den Mose am Sinai übergebenen Gesetzesvorschriften (3.Mose) deutlich. In den Opfervorschriften zur Beschreibung der Abläufe und Struktur der Opfergaben wird beispielsweise die Schlachtung vor dem Zelt durchgeführt und die Sprengung des Blutes als das eigentliche Opfer im Vorhof des Zeltes der Begegnung.
Arten der Opfer
Die Schrift kennt mehrere Arten von Opfern, die sich aus der Ursache, dem Zeitpunkt und dem Ziel ergeben. Die bekanntesten Opfer sind die in 3.Mose 1-7 genannten Opfer, die in mehreren Stufen den Weg der Israeliten zum Herrn ermöglichen. Ferner gibt es situationsbedingte Opfer, z.B. zur Weihung der Priester oder der Gerätschaften des Zeltes der Begegnung und grundsätzliche Opfer einer generellen Hingabe, wie z.B. das Trankopfer.
Beispielhaft sind in der folgenden Abbildung die hebräischen bzw. griechischen Bezeichnungen und ihre Bedeutung, ihr Anlass und Ergebnis genannt:
Diese Opfer haben eine Art Ordnung und starten mit dem Ziel, der Annäherung an Gott, über die Speisegemeinschaft und die Friedensgabe zu dem Sündopfer (Verfehlungsgabe) und als quasi Voraussetzung für die weiteren Opfer dem Schuldopfer. Die jeweilige Bedeutung ist sehr individuell beschrieben und lässt sich nicht gut tabellarisch erfassen. Genau aus dieser Ordnung heraus hat unser Herr Jesus Christus mit seinem Vollständigen Opfer am Pfahl auch zuerst die Schuld der Sünde gesühnt also die Schuld für den Abfall im ersten Kosmos und alle sich damit ergebenden Fehltritte/Verfehlungen. In der Folge hat er auch die weiteren Opfer erfüllt, wie Hebräer 9 beschreibt.
Symbolik innerhalb der Opfer
Viele Elemente der Opferrithen sind mit Symbolik gefüllt, sei es das Schaf für Israel mit Christus als dem waren Schafhirten [1] oder dem Olivenbaum [2] mit dem Öl aus gepresster (und damit gerichtetem) Frucht, der Olive z.B. als Werkzeug damit Gottes heiliges Feuer im Leuchter brennen kann. Diese Symbolik geht sehr ins Detail, wie z.B. mit dem verwendeten Ysop (s.a. Joh 19:29 [3]), der als entzündungshemmende Pflanze hier der Träger des reinigenden und beschützenden [4] Blutes ist. Der Ysop steht für die Reinigung und wird beispielsweise auch bei der Reinigung Aussätziger eingesetzt. Es symbolisiert die einfache Pflanze, die aber doch reinigende Wirkung hat im Zusammenhang mit dem Wasser und dem Blut.
Opfer in der Heilsgeschichte
Opfer sind Bestandteil des Bundes Gottes mit seinem Volk am Sinai. Sie sind aber nicht das finale Ziel, die Gemeinschaft, die Gott mit seinen Geschöpfen haben will. Deswegen finden wir ein Zweifaches in der Heilsgeschichte
a) Jesus hat das Gesetz vom Sinai erfüllt und damit den Bund vom Sinai. Damit ist der Gerechtigkeit dieses Bundes Genüge getan [5]
b) Gott hat keinen Gefallen an Opfern, wenn sie nur der Formhalber gebracht werden, oder es bessere Opfer gibt. Die ist der Fall, wenn es heilsgeschichtlich auf die Regentschaft des Reiches Christi auf Erden, dem 1000-jährigen Reich (Millenium) zugeht [6].
Mar 12:33 und das Ihn-Lieben aus ganzem Herzen und aus ganzem Verständnis und aus ganzer Seele und aus ganzer Stärke und das Den-Nächsten-Lieben wie sich selbst, ist viel mehr als alle Ganzbrandopfer und Schlachtopfer.
Mit dem Christus in uns und seinem Wirken in uns können wir in den Werken wandeln, die er zuvor bereitet hat (Eph 2:10) und mit dem Wandeln in seiner Liebe bessere Opfer bringen
Eph 5:2 und wandelt in Liebe, so, wie auch der Christus uns liebt und sich selbst für uns daneben gab als Opfer und Darbringung Gott zu einem Duft des Wohlgeruchs.
Heb 10,8-10 8 Vorher sagt er: „Opfer und Darbringungen und Ganzbrandopfer und Opfer, Verfehlungen betreffend, willst du nicht, noch hast du daran Wohlgefallen.“– welche doch gemäß Gesetz dargebracht werden– 9 daraufhin hat er geredet: „Siehe, ich treffe ein, um deinen Willen zu tun.“– So beseitigt er (hebt auf) das Erste (Vorherige), auf dass er das Zweite aufstelle. 10 In diesem Willen sind wir geheiligt durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi ein für allemal.
Nur in diesem Sinne kann dann verstanden werden, wenn uns Paulus – trotz Erfüllung des Bundes vom Sinai durch Christus – aufruft Opfer zu bringen:
Röm 12:1 Daher spreche ich euch zu, Brüder, durch die Mitgefühle Gottes, eure Leiber darzustellen alslebendes, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer wortgemäßer Gottesdienst ist. 2 Und seid nicht gleichförmig diesem Äon, sondern werdet umgestaltet in der Erneuerung eures Denksinnes, dass ihr prüft, was der Wille Gottes ist: der gute und wohlgefällige und vollendungsgemäße.
[1] Joh 10:11 Ich, ich bin der ideale Hirte. Der ideale Hirte setzt seine Seele für die Schafe.
[2] Röm 11,24 Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum ausgeschnitten und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wieviel mehr werden diese, die natürlichen Zweige, in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden!
[3] Joh 19:29 Es lag da ein Gefäß voll Weinessig. Sie legten daher einen Schwamm voll des Weinessigs um einen Ysopstängel und brachten ihn zu seinem Mund.
[4] 2.Mos 12:22 und nehmet einen Büschel Ysop und tauchet ihn in das Blut, das in dem Becken ist, und streichet von dem Blute, das in dem Becken ist, an die Oberschwelle und an die beiden Pfosten; ihr aber, keiner von euch soll zur Türe seines Hauses hinausgehen bis an den Morgen.
[5] Heb 10:10 In diesem Willen sind wir geheiligt durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi ein für allemal.
[6] Jes 1,11-13 11 Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht Jehova; ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes der Mastkälber, und am Blute von Farren und Lämmern und jungen Böcken habe ich kein Gefallen. 12 Wenn ihr kommet, um vor meinem Angesicht zu erscheinen, wer hat dieses von eurer Hand gefordert, meine Vorhöfe zu zertreten? 13 Bringet keine eitle Opfergabe mehr! Räucherwerk ist mir ein Greuel. Neumond und Sabbath, das Berufen von Versammlungen: Frevel und Festversammlung mag ich nicht.