Das Allerheiligste: Der Vorhang
Der Vorhang im Alten Bund
Im Bund von Sinai haben wir es mit dem erwählten Volk Israel zu tun. Der Bund vom Sinai ist eine Erwählung zu einer Funktion, zu der Aufgabe, als Priestervolk im Reich der Regentschaft des Messias (Christi) auf Erden. Diese Regentschaft währt 1000 Jahre, weswegen man sie auch als Millenium bezeichnet.
Die gesamte Menschheit – nach dem Sündenfall im Garten in Eden – und das Volk Israel im Besonderen – z.B. nach der Anbetung des goldenen Kalbes – haben aber Kontakt mit den Geistern des von Gott abgewendeten gefallenen Cherubs aufgenommen und sich somit verunreinigt. Derartig verunreinigt können sie nicht in direkten Kontakt mit dem Herrn treten, ohne, dass sie sterben müssen.
Deshalb hat der Herr – um unter Ihnen wohnen zu können – das Zelt als sufenweisen Weg zu ihm hin gestaltet, der eine Reinigung längs des Weges ermöglicht. Um vor ihn treten zu können mussten vor dem Zelt Schlachtopfer erbracht werden, deren Blut und weitere Bestandteile dann durch die Priester im Beisein der das Opfer bringenden Israeliten an den Brandopferaltar (Hinaufweihungsaltar) brachten. Dieser stand im Vorhof, der durch einen Vorhang zu betreten war.
Dieser Vorhang zum Eingang in das Gelände des Zeltes (in der Schrift wird das Gesamtgebilde inkl. Vorhang als Zelt bezeichnet) war aus Byssus-Stoff, wie auch die restliche Umrandung des Vorhofes. Dieser Byssus-Stoff war ein sechsspänniger (steckt auch im hebräischen Namen) weißer Stoff. Der Vorhang zum Vorhof wurde aber zusätzlich mit gefärbtem Stoff aus rotem und violettem Purpur und rotem Karmesin gestaltet. Wie dieser Vorhang genau gestaltet war, ist bei seiner Beschreibung (2. Mose 27:16) nicht beschrieben, es wird als Buntwirkerarbeit (d.h. gezieltes Weben der Farben) bezeichnet.

Vorhang zwischen Heiligtum und Allerheiligstem (eigene Aufnahme des Replikes des Zeltes der Begegnung im Timna-Park, Israel)
Bei den Reinigungsprozessen der Besucher des Zeltes spielen die Priester als zum Dienst für den Herr aus Israel herausgerufener Stamm Levi eine besondere Rolle und werden vor ihrer Einsetzung wie auch die Gerätschaften besonderen Reinigungs-Ritualen (Darbringung besonderer Opfergaben) unterzogen. Sie allein dürfen das eigentliche Zelt – die sogenannte Wohnung betreten. Als Trennung zwischen Vorhof und dem Heiligtum ist wiederum ein Vorhang angebracht. Auch dieser Vorhang wird aus Stoffen der o.g. Farben in Buntwirkerarbeit gefertigt (2. Mos 26:36).
Zur Trennung des Heiligtumes zum Allerheiligsten wird wiederum ein Vorhang in Buntwirkerarbeit in den vier Farben gefertigt. Hier steht beschrieben, das Cherubim auf diesem Vorhang abgebildet sein sollen (2. Mos 26:31-33). Er wird als Scheidevorhang – wörtlich Vorhang der Vermaskung bezeichnet,
Als das Zelt aufgebaut wurde und geweiht wurde, kam der Herr in der Wolke in das Zelt, so dass Mose nicht mehr hinein konnte:
2Mos 40,34-35 34 Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit Jehovas erfüllte die Wohnung. 35 Und Mose konnte nicht in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen; denn die Wolke ruhte darauf, und die Herrlichkeit Jehovas erfüllte die Wohnung.
Aaron wird die Aufgabe des Hohepriesters zugeteilt. Wenn er in der Zelt der Begegnung in das Allerheiligste hinein gehen möchte, hat der Herr eine besondere Abfolge von Reinigungen und Opfern beschrieben, dass Aaron nicht sterbe:
3Mos 16:2 und Jehova sprach zu Mose: Rede zu deinem Bruder Aaron, daß er nicht zu aller Zeit in das Heiligtum hineingehe innerhalb des Vorhangs, vor den Deckel, der auf der Lade ist, damit er nicht sterbe; denn ich erscheine in der Wolke über dem Deckel.
Nach einer Reinigung im Wasserbad und mit Leinenkleidern bekleidet soll er Sünd- und Brandopfer (Hinaufweihungsopfer) bringen. Dann folgt ein Losprozess über zwei Böcke, bei dem einer als Sündopfer geopfert wird und der andere Ziegenbock – nachdem symbolisch die Schuld auf ihn gelegt wurde in die Wüste entlassen wird, damit er vor JHWH den Herrn gestellt wird. Anschließend beginnt ein Räucheropfer im Heiligtum, dessen Aufgabe es Ist, den Sühnedeckel genannten Deckel der Bundeslade zu bedecken.
3Mos 16,13 Und er lege das Räucherwerk auf das Feuer vor Jehova, damit die Wolke des Räucherwerks den Deckel bedecke, der auf dem Zeugnis ist, und er nicht sterbe.
Es folgt das Spritzen mit dem Blut des Sündopfers im Allerheiligsten. Diesen Vorgang des Blutspritzens soll er mit einem weiteren als Sündopfer für das Volk geschlachteten Stier wiederholen,
3Mos 16,16-17 16 Und er tue Sühnung für das Heiligtum wegen der Unreinigkeiten der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, nach allen ihren Sünden; und ebenso soll er für das Zelt der Zusammenkunft tun, das bei ihnen weilt, inmitten ihrer Unreinigkeiten. 17 Und kein Mensch soll in dem Zelte der Zusammenkunft sein, wenn er hineingeht, um Sühnung zu tun im Heiligtum, bis er hinausgeht. Und so tue er Sühnung für sich und für sein Haus und für die ganze Versammlung Israels.
Hernach soll Aaron die Hände auf den zweiten Ziegenbock legen, um die Ungerechtigkeiten auf diesen Bock „zu legen“ und ein Israeli wir den Bock in die Wüste bringen.
Hinter diesen Vorhang zwischen Heiligtum und Allerheiligstem darf nur der Hohepriester und das auch nur einmal im Jahr am „Versöhnungstag“ Jom Kippur. Dass dieser Vorhang mit Cherubim bestickt ist, zeigt deren Einbindung in das Gesetz vom Sinai.
Gal 3:19 Was soll nun das Gesetz? Zugunsten der Übertretungen wurde es hinzugefügt– bis dass der Same käme, welchem verheißen worden ist– angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers.
Der Vorhang ist zerrissen – das Fleisch
Paulus leitet in seinem Lehrbrief im Römerbrief her, dass Christus das Gesetz (gemeint ist hier das Gesetz von Sinai) erfüllt hat.
Im Hebräerbrief zeigt er auf, dass das Gesetz ein „Zuchtmeister auf Christus hin“ ist, uns also deutlich machen soll, dass wir dieses Gesetz nicht erfüllen können, aber uns auf die Gnade Jesu Christi berufen können. Da das Gesetz vom Sinai im Zusammenhang mit dem Zelt der Begegnung und dessen Struktur steht, erläutert er es auch daran.
Zuerst zitiert er aus dem Alten Bund die Zielrichtung dieses Bundes:
Jer 31:33 Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel machen werde nach jenen Tagen, spricht Jehova: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein.
Dieses „das Gesetz in das Herz der Israeliten schreiben“ ist eine Prophetie, die sich erst im Millenium voll erfüllen wird, wenn der Herr, bevor er seine Herrschaft auf Erden antreten wird ihr Herz erreichen wird und sie den erkennen, in den sie gestochen haben.
Dann folgt auch die vollständige Sündenvergebung, wie wir es schon erfahren durften:
Jer 31:34 Und sie werden nicht mehr ein jeder seinen Nächsten und ein jeder seinen Bruder lehren und sprechen: Erkennet Jehova! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht Jehova. Denn ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.
Eben diese Verse zitiert Paulus im Hebräerbrief:
Heb 10,16-17 16 „Dies ist der Bund, den ich für sie verfügen werde nach jenen Tagen, sagt der Herr, ich werde meine Gesetze auf ihre Herzen geben und sie auch auf ihr Durchdenken schreiben“; 17 und: „an ihre Verfehlungen und ihre Gesetzlosigkeiten werde ich nicht, ja nicht mehr erinnert werden.„
Im Folgenden legt er die Folgen dieser Ereignisse dar:
Heb 10,16-17 18 Wo aber Erlassung ist, gibt es keine Darbringung betreffs Verfehlungen mehr. 19 Da wir nun, Brüder, mittels des Blutes Jesu Freimütigkeit haben zum Hineinweg in die heiligen Stätten– 20 den er uns eingeweiht hat, als den vorher geschlachteten und nun lebenden Weg durch den Vorhang hindurch, dies ist sein Fleisch– 21 und einen großen Priester über das Haus Gottes haben, 22 so lasst uns herzukommen mit wahrhaftigem Herzen in volltragender Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt, weg vom bösen Gewissen und den Leib gebadet in reinem Wasser.
Die erste Konsequenz aus der generellen Erlassung aller Sünden durch Jesus mit seinem vollkommenen Opfer ist der Wegfall der Notwendigkeit der Opfer des Mosaischen Bundes. Dieser Bund ist ferner auch aufgelöst, da der Bündnispartner – der Herr als Jesus im Alten Bund – verstorben ist. Als Jesus Christus kann er nun einen neuen Bund mit der Menschheit machen und in diesem Neuen Bund dürfen wir die von ihm erbrachte Erstattung als Gnadengeschenk annehmen.
Als zweite Konsequenz entfallen auch alle Reinigungs- und Opfervorschriften für den Hohepriester, da dieser nun durch Christus und sein Wort gereinigt ist.
Als dritte Konsequenz ist nun der Weg durch den Vorhang hindurch ins Allerheiligste frei. Ein Besonderheit ist hier, dass dieser Vorhang hier als sein Fleisch beschrieben wird. Wenn wir wissen, dass Paulus vorher in Römer 7 von unserem Fleisch des Todes spricht, können wir hier erkennen, dass es bei dem zerissenen Fleisch Jesu um den Übergang in ein unverwesliches Leben nach 1.Kor 15 geht.
1Kor 15:53 Denn dieses Verderbliche muss Unverderblichkeit anziehen und dieses Zutodekommende Todlosigkeit anziehen.
Bestätigt durch
Röm 1:23 und verändern die Herrlichkeit des unverderblichen Gottes in das Gleichnis eines Bildes des verderblichen Menschen und der Flügler und Vierfüßler und Reptilien.
Der Wegfall des Fleisches ist die Basis des neuen Bundes und damit der Startpunkt für eine neue Ordnung in der wir mitwirken dürfen:
Röm 15:16 ein Amtender Christi Jesu zu sein für die Nationen, priesterlich wirkend am Evangelium Gottes, auf dass die Darbringung der Nationen akzeptabel werde, geheiligt worden in Heiligem Geist.
Wenn Paulus uns hier durch Christus auffordert, priesterlich zu wirken, so ist das Teil des Heilsplans und wir dürfen geistlich mitwirken, stattfleischlich:
Röm 8:3 Denn das dem Gesetz Unvermögende, in welchem es schwach war durch das Fleisch, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichheit des Fleisches der Verfehlung und betreffs der Verfehlung sandte und die Verfehlung im Fleisch verurteilte, 4 auf dass das Rechtgemäße des Gesetzes vervollständigt würde in uns, den nicht gemäß Fleisch Wandelnden, sondern gemäß Geist.
Und so werden auch alle Dienste, die zuvor die Priesterschaft fleischlich gedient haben zu geistlichen Diensten, die wir im alten Fleisch sind, geistlich wirken.
Röm 7:25 Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn! Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.
1Petr 2:5 werdet auch ihr selber als lebende Steine aufgebaut, als geistliches Haus, zu heiliger Priesterschaft, hinaufzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus.
Der zerrissene Vorhang
Eine besondere Rolle kommt dem Vorhang zwischen Heiligtum und Allerheiligstem beim sterben Jesu zu, als er in dem Moment seines Sterbens zerreißt.
Mar 15:38 Und der Vorhang des Tempels wurde in zwei Teile zerrissen, von oben bis unten.
Mat 27:51 Und nimm wahr! Der Vorhang des Tempels wurde von oben bis unten in zwei Stücke zerrissen. Und die Erde bebte, und die Felsen wurden zerspalten.
Luk 23:45 da die Sonne aufhörte zu scheinen. Der Vorhang des Tempels aber wurde mittendurch zerrissen.
Neben dem, dass es grundsätzlich ein gewaltiges Zeichen war, sind hier mehrere Aspekte bemerkenswert:
a) Die Sonne verfinstert sich: Die Sonne ist das Bild auf Gott und der Sohn das Licht des Lebens. Er hat die Macht Leben zu geben und es zu lassen. Hier gibt der Sohn seine Göttlichkeit ab.
b) Die Felsen wurden zerspalten: Der Sohn war auch der Fels, der sein Volk Israel in der Wüste begleitete. Dieser Felsen ist in dem Moment zerspalten
c) Der Vorhang wurde mittendurch zerrissen!
Neben dem, dass damit der Weg ins Allerheiligste (des Tempels) frei war durch das vollkommene Opfer Jesu Christi zeigt es den neuen Bund an. Der erste Bund mit Abraham wurde auch mit einem Opfer besiegelt:
1Mos 15:9 Da sprach er zu ihm: Hole mir eine dreijährige Färse und eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder und eine Turteltaube und eine junge Taube. 10 Und er holte ihm diese alle und zerteilte sie in der Mitte und legte die Hälfte eines jeden der anderen gegenüber; aber das Geflügel zerteilte er nicht.
Das einzige Opfertier, das nicht wie der Vorhang in der Mitte in zwei Teile zerteilt wurde, war die Taube. Diese Taube, die am Ende der Sintflut und bei der Taufe Jesu als Zeichen Gottes agiert und als gefiedertes BaRA-geschaffen wurde (d.h. nicht aus dem ersten Kosmos kam, sondern neu vom Herrn selber geschaffen wurde) wirkt auch beim (einseitigen) Schließen des Bundes zwischen Gott und Abram (der dann den neuen Namen =Aufgabe und Rang „Abraham“ bekommt) als Zeichen. Hier am Pfahl (meist aus Tradition mit Kreuz übersetzt) geht es um einen neuen Bund, der durch das einmalige und universelle Opfer des Sohnes möglich wurde, den Weg ins Allerheiligste frei macht und damit den direkten Kontakt zum Herrn – Allezeit!