Der Kosmos: Einsetzung des Adam als Hohepriester
Schöpfung dient dem Weg zu Gott
Der Schöpfungsbericht beschreibt uns den Weg der Wiederherstellung der gefallenen Ur-Schöpfung.
Die geschaffenen, geordneten und damit wiederhergestellten Elemente dieser Schöpfung haben Namen bekommen. Diese Namen sind nicht bedeutungslos, sie beschreiben die Aufgabe und die Kompetenz der wiederhergestellten Element und damit ihre Funktion in der Heilsgeschichte. Der Herr selbst hat ihnen im Anschluss an den jeweiligen Schöpfungsvorgang diese Namen gegeben, er ist es, der die Heilsgeschichte umsetzt, wie Kol 1:17 bestätigt.
Kol 1:16.17 16 weil in ihm die Alle erschaffen wurden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die Sichtbaren und die Unsichtbaren, seien es Throne, seien es Herrschaften, seien es Anfängliche, seien es Autoritäten; die Alle sind durch ihn und hinein in ihn erschaffen; 17 und er ist vor allen, und die Alle bestehen zusammen infolge von ihm
Die Aufgaben des Meeres als Aufenthaltsort der Toten werden erst später durch die Schrift beschrieben. Der Himmel erhält neben der trennenden Funktion des Firmamentes (wörtlich Ausgedehnten) die Aufgabe, die Sterne (wörtlich Gelichteten, leuchtend Gemachte) zu tragen. Das Erdland (=trockener Teil des vom Wasser getrennten Teils des ToHU WaBoHU) wiederum dient als Quelle des Samens der Pflanzen und als Ausgangsort der Seelen der Tierwelt. Im Folgeverlauf wird noch ein besonderer Bezug zum Blut deutlich.
Die Schrift hat konkrete Zuordnung der Aufgabe der Pflanzen, Samen und Früchte. Während die Samen neue Pflanzen hervorbringen sollen (und hierzu sterben müssen), dienen die Gräser und Früchte als ausschließliche Nahrung für die Tierwelt und Menschen. Dies ändert sich erst, als Noah nach der Sintflut die Arche verlässt und Tiere auf den Speiseplan hinzu kommen.
Die Aufgabe des Menschen, des ADaM steht bidirektional mit den restlichen geschaffenen Elementen in Zusammenhang.
1Mos 1:28 Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!
Dieser Vers wird leicht missverstanden. Im Grundtext heißt es, dass der ADaM sich das Erdland unterwerfen soll. Mit dem Wissen, dass das Erdland eine Funktion in der Heilsgeschichte hat und ist, wird deutlich, dass hier der ADaM über eben dieses Erdland mit Blick auf die jeweiligen heilsgeschichtlichen Funktionen eingesetzt wird. Die Funktion die meist mit herrschen übersetzt wird, enthält neben dem beherrschen auch den Inhalt verantwortlich zu sein für etwas. Damit hat der ADaM auch eine Verantwortung/Aufgabe, dass dieses Erdland diese zuvor genannten heilsgeschichtlichen Funktionen erfüllen soll und kann.
Namensgebung für die Tiere
Die Tiere werden bei der Schöpfung nur in drei Gruppierungen anhand ihrer Lebensräume getrennt und benannt. Im Nachgang aber werden sie ADaM vorgeführt und erhalten durch ihn Namen.
1Mos 2:19-20 19 Und JHWH Gott bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie irgend der Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein. 20 Und der Mensch gab Namen allem Vieh und dem Gevögel des Himmels und allem Getier des Feldes.
Hier ist auffällig, dass der Herr nicht nur dem ADaM die Kompetenz gibt, den Tieren ihren Namen zu geben (und damit ihre Aufgabe und Funktion), sondern er auch sehen möchte, wie der ADaM sie nennen möchte. Der ADaM hat damit die Kompetenz erhalten, den Tieren ihre jeweilige Aufgabe innerhalb der Heilsgeschichte zuzuweisen.
Dieser Benennung geht voraus, dass JHWH feststellt, dass es nicht gut für den ADaM ist, alleine bzw. abgesondert zu sein, dass er eine Gegenwart braucht. Diese Gegenwart soll eine unterstützende Gegenwart für eine leitende Funktion sein. Dass die Tiere hierfür nicht geeignet sind, entspricht unserem heutigen Bild der Tiere, das von ihren aktuellen Aufgaben und Kompetenzen geprägt ist. Der Herr JHWH gibt ADaM den Freiraum, den Tieren den Namen zu geben, den er für sie sieht, als der Herr sie zu ihm bringt. Nachdem die entsprechende Unterstützung für ADaM als seine Gegenwart nicht dabei war, wird in der Folge die Eva (im Grundtext steht hier der Begriff Männin) aus der Zelle/Seite des ADaM genommen und ihm gleich geformt.
Opfer im Garten in Eden
Damit lassen sich die oben beschriebenen Aufgaben der Elemente der Schöpfung und die Aufgaben und Kompetenzen ADaMs auch mit Blick auf die im 3. Mose beschriebenen Strukturen und Aufgaben der Priesterschaft beschreiben. Das in 2. Mose aufgerichtete Zelt dient – wie sein Name zeigt – der Begegnung, der Begegnung mit dem Herrn. Diese Begegnung ist der Schritt zu dem inneren Ziel des Zeltes, eine Wohnung zu sein, eine Wohnung für den Herrn, der in seinem Volk wohnen möchte. Dieses Wohnen der personifizierten Heiligkeit inmitten des sündigen und damit unreinen Volkes ist die Schwierigkeit, die das Zelt der Begegnung löst. Normalerweise müsste das Unreine sofort vergehen, wenn es der Herrlichkeit des Herrn zu nahe kommt. Der geschachtelte Weg in das Zelt und durch das Zelt bis in Allerheiligste, kombiniert mit den Schlachtstellen vor dem Zelt, den Opferstellen im Zelt, dem Waschbecken vor dem Heiligtum und dem Ensemble aus Leuchter, Schaubrottisch und Räucheraltar vor dem Allerheiligsten ist es genau der Weg, den jeder Gläubige geht – bewusst oder unbewusst.
Analog zu dem im 3. Mose beschriebenen Schlachtopfer finden wir hier bei der Beschreibung der Aufgaben der Pflanzen die Aufforderung, dass sie zum Verzehr gedacht sind. Hier wird eine Analogie zum Speiseopfer deutlich. Die Gabe wird zuerst geteilt, von der Pflanze getrennt, dem Herrn gewidmet und dann in seiner Gegenwart gegessen. Die Gegenwart des Herrn als Baum des Lebens im Garten in Eden und die Gemeinschaft mit ADaM (und später EVA) war gegeben, bis zur Verunreinigung der beiden durch die Aufnahme der Frucht aus dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Ab dann konnte diese Gegenwart nicht mehr ertragen werden. Nach der ersten Schutzmaßnahme, der Bekleidung der beiden (nicht nur um die Scham der Beiden, ihre Unreinheit vor dem Herrn zu bedecken, sondern ich sehe es auch als Schutz, dass ihre Innereien bedeckt werden), werden beide des Gartens in Eden verwiesen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sie mit dem Baum des Lebens in Kontakt kommen.
Diese Trennung vom Baum des Lebens soll als Bewahrung dienen und als Übertragung einer Aufgabe. Die Bewahrung ist, dass sie nicht bis Ende des Äons (hebräisch ÖLaM) in dieser gefallenen und schuldigen Situation leben müssen. Die damit verbundene Aufgabe ist es, zu sterben, wie bei der vorherigen Warnung des Herrn angekündigt. ADaM und Eva wurden zu sterbend Sterbende, wie es im hebräischen Grundtext heißt. Diese Beschreibung zeigt, dass es ein Wesensmerkmal von ihnen geworden ist und das Ziel. Wie wir in der Beschreibung der Gesetze im 3. Mose erfahren, ist mit dem Sterben alle Schuld des Sterbenden bezahlt.
Hier haben aber ADaM und Eva nicht nur sich selbst schuldig gemacht, sondern auch der Aufgabe des Herrn, als Heilskörper, als Gefäß und Multiplikator dienlich zu sein, wie sie in Vers 28 angewiesen wurden. Diese Tätigkeit ist als priesterliche Tätigkeit einzustufen.
1 Mos 1:28 Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!
Schlachtung des ADaM
Ein besonderer Aspekt mit Blick auf das priesterliche Handeln ist die Frage der Schlachtung, da in diesem Zeitraum der Heilsgeschichte noch keine Tiere als Speise dienten, sondern erst ab der Sintflut (1Mos 9:3).
Dass das Tieropfer nicht bekannt war, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden, da Kain und Abel es kannten (1Mos 4:4).
Eine zumindest bildhafte Darstellung der Schlachtung erfährt ADaM an sich selbst. Um ihm ein Gegenüber zu geben, wird ADaM vom Herrn betäubt und der Herr entnimmt eine Zelle oder Seite (das sind die Bedeutungen, in denen das hier verwendete Wort sonst in der Schrift gebraucht wird) aus seiner Seite. Hieraus wird dann die Eva erbaut und ADaM beschreibt sie als
1Mos 2:23 Und der Mensch sprach: Diese ist einmal Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleische; diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist diese genommen.
Dieser Männin (im Hebräischen gibt es hier keine separaten Wörter für Mann und Frau, nur ein Wort, dass mit männlichem oder weiblichem Suffix vorkommt) gibt Adam den Namen Eva, das bedeutet Mutter aller Lebenden. Auch hier zeigt sich, wie der Name Aufgabe und Kompetenz beinhaltet.
Die Herausnahme der Zelle oder Seite aus dem ADaM war offensichtlich keine Kleinigkeit, denn der Herr hat den ADaM hierzu betäubt und anschließend die Wunde mit Fleisch verschlossen. Die Rolle des Fleisches kann separat betrachtet werden, v.a. mit dem Hintergrund von dessen Rolle beim Menschen im neuen Bund (s.a. Röm 7).
Struktur analog dem Zelt
Der Garten in dem ADaM wirkt, ist der Garten in Eden.
1Mos 2:8 Und Jahwe Gott pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten, und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.
In 1. Mose 2:8 heißt es, dass der Herr einen Garten pflanzte, der in Eden liegt, aber nicht Eden heißt. Dieses Gebiet Eden liegt gegen Osten, damit wird auch hier schon die entsprechende Himmelsrichtung angegeben, aus der in den Garten eingezogen wird. Diese Himmelsrichtung deckt sich mit der Himmelsrichtung bei der Ausrichtung des Zeltes der Begegnung und auch später des Tempels in Jerusalem.
In diesem Garten in Eden befinden sich mehrere Pflanzen, von denen zwei besonders betrachtet werden müssen:
A) Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und
B) Der Baum des Lebens
Vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen lässt sich festhalten, dass nicht beschrieben steht, dass der Herr ihn gepflanzt hat, sondern dass der Herr ihn wachsen lässt. Im Gegensatz zum Baum des Lebens, der der Herr selber ist, gibt es hier keine Angabe über seine Herkunft. Sein Name spricht von der Erkenntnis, dem Wort, das auch eine geschlechtliche Vereinigung beschreibt. Wissend, dass das Gute und das Böse neben den Eigenschaften auch für die jeweilige Person steht und dass Vermischung dem Herrn ein Gräuel ist, kann dieser Baum nicht vom Herrn sein, sonder steht für die Verführung und Durchmischung, die wiederum von Satan vertreten wird.
Vom Baum des Lebens heißt es, dass er der Sohn selbst ist, der Einzige, der Leben in sich hat und Leben geben kann. So symbolisiert der Baum des Lebens das Allerheiligste in einer geschachtelten Anordnung:
Tempelartige Anordnung des Gartens in Eden (eigene Darstellung)
Diese Anordnung zeigt eine identische Anordnung, wie wir es vom Zelt der Begegnung kennen und bestätigt, dass der Garten in Eden zusammen mit dem Hohepriester ADaM eine erste Tempel-ähnliche Anordnung war, die die Erfüllung heilsgeschichtlichen Aufgaben zur Zurechtbringung der ersten gefallenen Schöpfung zum Ziel hatte. Dass der Mensch (ADaM und Eva) sich nicht an die Anweisungen des Herrn gehalten haben, hat unseren Herrn genauso wenig überrascht, wie die spätere Vereinigung der Geistesmächte mit den Töchtern der Menschen oder die Opferung des goldenen Kalbes. Auch hier hat die scheinbare Niederlage Gottes durch den Sündenfall nur zur Folge, dass er so durch Aufnahme der Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und des Bösen auch die Früchte Satans mit aufnehmen konnte in den Menschen und damit die Voraussetzung dafür schaffen, dass 400 Jahre später des Menschen Sohn, Jesus der Sohn Gottes all diese Vergehen mit aufnehmen konnte, um für sie am Kreuz zu büßen, ohne selbst sündig zu sein.
Adam als Hohepriester und seine Einsetzung
1Mos 1:28 Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt
Der zuvor schon betrachtete Vers 28 beschreibt die Übergabe der Aufträge an den ADaM als männlich-weiblicher Mensch, wie er in Vers 27 geschaffen wurde. Diese dreistufige Schaffung hat ein Mehrfaches. Die Dreistufigkeit ist wieder dieselbe Dreistufigkeit, wie wir sie nicht nur im Zelt sehen, sondern auch die bei unserem Gott selbst, der als Vater, Sohn und heiliger Geist trotz drei Persönlichkeiten eines Sinnes ist und als Einheit wirkt. So wie der Sohn im Johannes-Evangelium seine Abhängigkeit vom gemeinsamen Willen mit dem Vater und der Geist als wesensmäßiges Teil des Vaters und des Sohnes beschrieben wird, haben wir hier bei ADaM eine Dreistufigkeit. Die Schaffung zuerst als Adam im Bilde des erschaffenden ÄLoHIM, dann im Bildes eines ÄLoHIM und dann männlich und weiblich ist die Beschreibung der Ereignisse in 1Mos 1:26, dann 1Mos 2:7 und schließlich die Teilung in Mann und Männin in 1Mos 2:21.
Die Einsetzung als Hohepriester sehe ich in zwei Ereignissen, a) der Aufgabenübertragung in 1.Mos 1:28 und b) der Einblasung des Hauches der Lebenden in 1.Mos 2:7.
Das Zusammenwirken beider Ereignisse zeigt seine Kompetenzen und die zu übernehmende Verantwortung.
Als Adam nach dem Sündenfall, als er priesterlich die Frucht aus der Hand seiner Frau auch in sich aufnahm, war er nicht mehr ausreichend heilig, sondern verunreinigt durch diese unheilige Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Die Nennung beider als Ziel dieses Baumes zeigt schon an, dass er nicht zu dem Gott der Ordnung gehört, der gerade den Kosmos nach dem TohuWaBohu wieder neu geordnet hatte.So konnte ADAM sine priesterlichen Aufgaben in der Tempelähnlichen Anordnung des Gartens in Eden nicht mehr ausführen (und völlige Gemeinschaft mit dem heiligen Got haben) und wird aus dieser Tempelstruktur vertrieben und ausgeschlossen. So, wie er nur noch als Seele wirken konnte, bereitete er gleichzeitig den Weg, dass der zweite ADaM, der Sohn selbst als lebendig machender Geist alles mit in sein vollständiges Opfer hineinnehmen konnte und so die Gerechtigkeit und die Rettung (was auch sein Name Jesus im hebräischen JeSchUAh bedeutet) bringen konnte.
Röm 5:14 Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Moses, selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist.
1Kor 15:45 Also ist auch geschrieben worden: Der erste Mensch, Adam, wurde zur lebenden Seele, der letzte Adam zum lebend machenden Geist.